Marienberghausen trennt sich von Altem und schafft Neues

  • Theresa Demski
  • Guido Pinzke

In der treibhausgasneutralen Gemeinde im Oberbergischen Kreis ist ein neues, modernes Gemeindehaus entstanden. Beheizt wird es mit Wärme aus der Erde – und setzt damit die grüne Linie der Gemeinde fort.

Es war ein schmerzhafter Prozess. „Wir mussten Verletzungen heilen, um uns an diesem neuen Ort gemeinsam wieder zu Hause zu fühlen“, sagt Pfarrerin Kirsti Greier und blickt auf das neue Gemeindehaus mit der angrenzenden Pfarrscheune in Marienberghausen. Es gehöre wohl dazu, etwas aufzugeben, um etwas Neues zu gewinnen, ergänzt sie noch. Die Evangelische Kirchengemeinde in Marienberghausen ist diesen Weg gegangen – und damit bereits heute treibhausgasneutral.

„Wir wussten, das ist so alles nicht haltbar“

„Am Anfang stand eine Bestandsaufnahme“, erzählt Baukirchmeister Guido Pinzke. Dabei kam heraus: Neben der Kirche leistete sich die Gemeinde die Pfarrscheune aus den 1960er-Jahren, daneben einen alten, baufälligen Gebäudekomplex, ein Jugendheim, ein Pfarrhaus aus den 1970er-Jahren und ein Gemeindehaus ebenfalls aus den 1970er-Jahren im benachbarten Elsenroth. „Wir wussten, das ist so alles nicht haltbar“, erinnert sich der Baukirchmeister. Und so entstand die Idee: Die Gemeinde könnte das Jugendheim und Wald verkaufen, den Standort in Elsenroth aufgeben und in Marienberghausen etwas Neues schaffen. Einmütig entschied sich das Presbyterium für die zukunftsträchtige Lösung. Und weil die Gemeinde ohnehin seit vielen Jahren unter dem Dach des „Grünen Hahns“ nachhaltige Projekte umsetzt, flossen die Ideen rund um die Bewahrung der Schöpfung nun auch in die neuen Baupläne mit ein.

Die Pfarrscheune der Kirchengemeinde.
Die Pfarrscheune der Kirchengemeinde.

Die Gemeinde entschied sich für ein modernes, neues Gesicht

Aus einem Architektenwettbewerb gingen drei Ideen hervor. Die Gemeinde entschied sich für ein besonders modernes, neues Gesicht: Der baufällige Komplex in Marienberghausen wurde abgerissen, 2018 entstand ein Neubau. Und die benachbarte Pfarrscheune wurde energetisch saniert und umgestaltet und so für die Jugend der Gemeinde eingerichtet. „Beide Gebäude werden mit Erdwärme versorgt“, erzählt Guido Pinzke. „Wir wollten auch mit Blick auf die Heizungsanlage die neuesten Standards.“ Die Idee, auch die Kirche an die Erdwärme anzuschließen, scheiterte. „Dort bleibt also die Elektrofußbodenheizung, die inzwischen mit Ökostrom betrieben wird.“

Neues Zentrum mit Geothermie-Anlage

Neben der Kirche entstand das neue Zentrum der Gemeinde: Heute wird das Gebäude durch eine Geothermie-Anlage mit Wärmepumpe über eine Fußbodenheizung beheizt. Dazu wurden neben dem Gebäude des Gemeindehauses zwei rund 100 Meter tiefe Erdbohrungen vorgenommen, über die die Sole in die Wärmepumpe geleitet wird. Mit dieser Wärmepumpe ist die ausreichende Beheizung des Gemeindehauses und der Pfarrscheune möglich. „Die elektrische Versorgung ist zu 100 Prozent über Ökostrom gesichert“, erklärt der Baukirchmeister. Die Warmwasseraufbereitung übernimmt ein Durchlauferhitzer. „Wir haben Glück, weil wir ein neues Gebäude bauen konnten“, sagt Guido Pinzke. In einer alten Immobilie wäre es sicher viel schwerer gefallen, die neuen, nachhaltigen Ideen umzusetzen.

Nicht nur reden, sondern machen

Pfarrerin Kirsti Greier freut sich über die nachhaltigen Ideen in ihrer Gemeinde. „Es ist gut, wenn wir auch Vorbild sein können“, sagt sie, „nicht nur über Klimaschutz reden, sondern machen.“ Dazu gehören auch das „Faire Jugendhaus“ und die papierlose Konfirmandenarbeit. Und das Engagement in diesem Bereich habe noch eine besonders schöne Nebenerscheinung: „In unserer Gemeinde bringen sich so viele Menschen mit verschiedenen Begabungen ein. Einige von ihnen haben durch ihr Fachwissen in diesem Bereich erst einen Platz für sich in unserer Kirche gefunden.“

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