In der Johanniskirche in Bonn-Duisdorf sorgt eine Infrarotheizung unter den Kirchenbänken für Wärme, in Köln-Dünnwald hat die Evangelische Kirchengemeinde Wärmedecken angeschafft.
Wer die Johanniskirche in Bonn-Duisdorf zum ersten Mal besucht, erlebt gelegentlich eine Überraschung. Hat er erst mal auf einer der Kirchenbänke Platz genommen, macht sich eine ungewöhnliche Wärme breit. „Infrarotstrahlung“, erklärt Bernd Gosebruch, Baukirchmeister der Evangelischen Johanniskirchengemeinde. Schon im November 2021 installierte die Gemeinde eine Infrarotsitzplatzheizung unter jeder zweiten Kirchenbank – noch vor der Energiekrise. Sie gehört zu einem großen Klimapaket, das die Gemeinde seit Jahren umsetzt.
Die Strahlung erwärmt nicht die Luft, sondern die Haut
„Die Gasheizung in der Kirche hat uns schon seit einer Weile gestört“, erzählt der Baukirchmeister. Deswegen machte sich die Baugruppe auf die Suche nach Alternativen. „Der Vorteil von Infrarot: Die Strahlung erwärmt nicht die Luft, sondern die Haut“, erklärt der Ingenieur, „es herrscht also immer die gleiche Raumtemperatur.“ Das komme auch der Orgel und der Inneneinrichtung zugute, die vor allem auf Temperaturschwankungen empfindlich reagieren. Also prüfte Gosebruch, ob es auch für Kirchen Infrarotlösungen gibt, und wurde fündig. Die Voraussetzungen seien gut gewesen, denn Infrarotheizungen seien nur unter Bänken und wegen der Stromversorgung nur in zweizügigen Kirchen möglich.
Die Sitzheizung wird per Tablet eingeschaltet
„Wir haben dann einen Testlauf gestartet“, erzählt er. Mit Erfolg. Das System funktionierte. Also ließ die Gemeinde für jede zweite Bank drei 440-Watt-Heizflächen installieren, markierte die beheizten Bänke und entschied sich für smarte Technik. Es sei wichtig, Fachleute ins Boot zu holen, appelliert Gosebruch, um die Leitungen nicht zu überfordern. An jeder Sitzreihe wurde eine neue Steckdose installiert, die über das Handy oder ein Tablet ein- und ausgeschaltet werden kann. Das bedeutet: Zehn Minuten vor dem Gottesdienst wird die Sitzplatzheizung eingeschaltet, per Tablet schaltet der Küster nach Beginn der Veranstaltung die Module aus, die nicht gebraucht werden. „Wir sparen so viel Energie“, sagt der Baukirchmeister. Der Stromverbrauch sei marginal.
Wärmedecken sind effektiv und finanziell berechenbar
Währenddessen setzt die Evangelische Kirchengemeinde in Köln-Dünnwald auf Wärmedecken. „In der Energiekrise haben wir wie viele andere Gemeinden nach Lösungen für die Kirche gesucht“, erzählt Hanno Sparbier-Conradus, der sich auch als Synodalbeauftragter für Umwelt und Klimaverantwortung im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch engagiert. Die Heizung sei alt, kreative Lösungen gefragt gewesen. „Wir wollten die Wärme ohne Umwege zu den Menschen bringen“, sagt er. Das Presbyterium entschied sich für Wärmedecken, weil die Gemeinde auch den finanziellen Aufwand für berechenbar hielt. Jeder der 25 Decken schlug mit 120 Euro zu Buche. Seitdem bleibt die Heizung in der Kirche ausgeschaltet und am Eingang können Besucher eine Wärmedecke aus Filz mitnehmen, die dank zweier Thermoelemente und eines Akkus Sitz- und Rückenfläche warm hält. „Nach dem Gottesdienst rollen wir die Decken im Regal ein und laden sie per Kabel wieder auf“, erklärt Sparbier-Conradus. Der Energieaufwand sei nicht vergleichbar mit dem der alten Warmluftheizung. „Und jeder kann selbst entscheiden, ob er eine Decke mit zum Platz nimmt“, sagt Sparbier-Conradus. Gleichzeitig seien die Heizdecken auch an anderen Orten einsetzbar – wie bei Veranstaltungen auf dem Kirchplatz oder beim Kinderprogramm.
Info: Kontakt zu Projekten
Die Gemeinden informieren gerne über ihre Projekte: Interessierte können sich per Mail bei Bernd Gosebruch oder Hanno Sparbier-Conradus melden. Ein Video über das Projekt in Bonn-Duisdorf ist hier abrufbar.